- Wie gehe ich mit Flecken und Schadstellen an Epicactus um?
- Was kann ich gegen Wolläuse und andere Schädlinge tun?
- Wie überwintere ich meine Kakteen im Keller?
- Was tue ich gegen Schorf?
- Tipps für die gelungene Aussaat
Grundsätzliches über Schadstellen an epiphytischen Kakteen
von Kurt Petersen
In den Jahrzehnten, in denen ich mich ausgiebigst mit der Anzucht und Pflege von epiphytischen Kakteen befaßt habe, bot sich mir genügend Gelegenheit, mich eingehend mit diesen Pflanzen zu beschäftigen. Ich lernte ihre Eigenarten zur Genüge kennen, und auch ich habe in meiner Sammlung die verschiedensten Schadstellen gesehen und immer wieder auf alle möglichen Arten versucht, dagegen anzugehen. Von den vielen Briefen, die ich ständig erhalte, bringen etwa die Hälfte Fragen, die mit dem Wuchs epiphytischer Kakteen zusammenhängen und von unschönem Aussehen berichten. Blattkakteen, deren Triebe von der Spitze her wegtrocknen, solche, die plötzlich braue Flecken bekommen, welche sich rasch ausbreiten und zum völligen Absterben führen können. Kreisrunde, erbsengroße Flecken inmitten eines gesund scheinenden Triebes eines Epikaktus, die sich nach Austrocknung leicht ausbrechen lassen und so durchlöcherte Triebe hinterlassen. Plötzlich leicht glasig aussehende Teile von Trieben, die in ganz kurzer Zeit matschig werden und meist zum völligen Verlust eines solchen führen, wie noch verschiedene andere unschöne Erscheinungen gehören zu den Überraschungen, die uns im Laufe eines Kakteenjahres immer wieder begegnen.
Solche Schadstellen treten nicht nur bei den sogenannten Blattkakteen auf, wir finden sie in ähnlicher Form an allen epiphytischen Kakteen, an Rhipsalideen, kletternden Kakteen wie Helio- und Hylocereen, aber auch an Aporocacteen, mal mehr und mal weniger. Auch an der “Königin der Nacht” wird solches manchem Liebhaber schon aufgefallen sein. Es ist verständlich, daß wir die Frage nach Ursachen stellen. Wenn eine Pilzkrankheit in der Sammlung auftaucht, wie z.B. Fusarium, wo die Leitbündel eindeutig auf solchen Befall hinweisen, oder wenn bei Phytophthora, der Wurzelhalsfäule, die Pflanze vom Fuß her angegriffen wird, muß in vielen Fällen mit dem Verlust der Pflanzen gerechnet werden. Solches sind die Ausnahmen und man kann sich durch Verwendung entsprechender Substrate dagegen wehren. Was können wir gegen die obengenannten Schadstellen tun, wie können wir all das unschöne aus unserer Sammlung fernhalten? Meine Antwort ist sehr einfach: Uns fehlt die Möglichkeit etwas zu tun! Wir übersehen, daß Kakteen auf einem anderen Kontinent beheimatet sind. Im nord-, wie im südamerikanischen Bereich finden wir völlig andere klimatische Verhältnisse, das Licht ist mit dem unsrigen überhaupt nicht zu vergleichen. Hier, in diesen Unterschieden müssen wir die Ursachen suchen und beim Aufbau unserer Sammlung versuchen , eine Angleichung zu erreichen. In großen Botanischen Gärten wurden verschiedene Klimazonen eingerichtet, ein Versuch, die fremden Verhältnisse in unserer Umgebung zu übertragen. Die Sonne Kaliforniens, oder Mexikos an unsere Fenster zu holen, wird uns nicht gelingen.
Nach unserer Meinung ist die Lage nicht ganz so schwarz, wie hier von Kurt Petersen dargestellt, denn es gibt durchaus Möglichkeiten, Pilzbefall in der Sammlung zu reduzieren. Die meisten pilzlichen Schaderreger treten bei feuchtwarmem stehenden Klima auf – eine Situation, die in fast allen Sammlungen besteht. Einzelne dieser Faktoren lassen sich in einem gewissen Rahmen beeinflussen. Mit einem Ventilator kann man Bewegung in die stehende Luft bringen, besser ist ein regelmäßiges Lüften des Raumes. Nach unserer Erfahrung finden Blattkakteen optimale Bedingungen, wenn wir versuchen uns an der Natur zu orientieren und die Pflanzen einfach in Ampeltöpfen in einen Baum gehangen werden. Der Vorteil hier ist offensichtlich, das Blätterdach schützt die Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung und heftigem Niederschlag, andererseits bildet sich unter den Blättern eine weitaus höhere Luftfeuchtigkeit, als in der sonstigen Umgebung, da die Pflanze ständig assimiliert.
Bekämpfung von Wolläusen und anderen Schädlingen auf Kakteen
Wir empfehlen im allgemeinen vor jedem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu prüfen, ob ggf. auch weniger radikale Methoden einen gleichen Erfolg haben können. Zum einen reduziert dies die Belastung der eigenen Gesundheit, wie auch der gesamten Umwelt, zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit von Resistenzbildung geringer.
Hier also die “freundliche Methode”:
Die befallenen Pflanzen werden mit einer Lösung aus je 1% Neudosan und Promanal, (10ml Neudosan und 10 ml Promanal in 1 Litern Wasser) behandelt. Die Wirkung entsteht hier durch die Kombination der beiden Präperate. Durch die Schmierseife des Neudosan wird der Zugang durch die sonst nahezu undurchdringliche “Wollschutzschicht” gewährleistet. Die ölige Basis des Promanal führt zur “Verklebung” der Atemwege an der die Schädlinge ersticken. Diese Behandlung ist für den Menschen, wie auch die Pflanze völlig unschädlich, da keinerlei giftigen Mittel enthalten sind. Ebenfalls eine gute Wirkung zeigt die Behandlung mit dem ungiftigen Neem, das bei Laus & Co das “Hungergefühl” ausschaltet die dadurch “verhungern”. Neem ist auch das einzige Mittel, das gleichzeitig gegen Spinnmilben (Rote Spinne) bei Kakteen und anderen Sukkulenten wirkt.
Falls dies noch nicht den gewünschten Erfolg zeigt, können Sie der Lösung ein Insektizid beimischen. Hierzu haben Sie die Wahl zwischen Bi58, Provado, Lizetan oder Confidor Präperaten.
Bei wiederholten Behandlungen sollten Sie wenigstens zwei verschiedene Mittel einsetzen, um Resistenzen vorzubeugen.
Vorsicht beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln! Bitte lesen Sie vorher sorgfältig die Packungsbeilage und vermeiden Sie jeden Kontakt, indem Sie Handschuhe tragen und den Sprühnebel nicht einatmen. Die befallenen Pflanzen werden mit der Lösung gespritzt. Um alle Stadien wirksam bekämpfen zu können, empfehlen sich zwei Wiederholungsbehandlungen im Abstand von ein bis zwei Wochen.
Wie kann ich meine Kakteen im Keller überwintern?
Vor dem Winter stellt sich für viele Kakteenfreunde die Frage: “Wohin mit meinen Lieben? ” Eine recht einfache und erfolgreiche Lösung ist die Überwinterung im Keller. Die einzige Vorraussetzung ist eine möglichst gleichbleibende, vor allem aber niedrige Temperatur zwischen 5 und 8°C. Kurzfristige Frosteinbrüche werden im allgemeinen zwar überstanden, allerdings ist es besser, diese zu vermeiden.
Bleibt noch die Frage nach dem Licht. Im allgemeinen ist es natürlich günstiger, wenn die Pflanzen so hell als möglich stehen, allerdings hilft es nicht allzuviel, eine einfache Glühbirne darüber zu hängen. Besser ist dann schon eine richtige Pflanzenleuchte, hier ist aber zu bedenken, das die Lichtmenge bei allem guten Willen selten dazu ausreicht, die Pflanzen aus dem Winterschlaf zu wecken – was ja eigentlich auch nicht gewollt ist – für gewöhnlich genügt ein Platz am Fenster.
Was kann ich gegen Schorf tun?
Schorf ist an sich eine Alterungserscheinung im unteren Bereich der Pflanze, die allerdings nicht zwangsläufig etwas mit dem biologischen Alter zu tun haben muß – Schorf kann auch entstehen, wenn die Pflanze unter Stress steht (Zugluft, Warm/Kalt-Wechsel, Nährstoffmangel, überaltertes Substrat). Schorf kann aber auch durch einen Pilz hervorgerufen werden. Der Schaden läßt sich nicht rückgängig machen, wohl kann man aber die umstehenden Pflanzen schützen. In allen schweren Fällen sollte die betroffene Pflanze in die Mülltonne entsorgt werden (nicht auf den Kompost). Soweit nur ein kleiner Teil der Pflanze geschädigt ist, kann der gesunde Austrieb abgeschnitten werden und wird wie ein Steckling weiterbehandelt. (also mehrere Wochen abtrocknen lassen und danach neu bewurzeln)
Tipps für die gelungene Aussaat
Zwei Bemerkungen vorab:
1. Alle guten Ratschläge ersetzen nicht die eigene aufmerksame Beobachtung.
2. Die Ansprüche der unterschiedlichen Arten variieren selbstverständlich etwas.
Wir verwenden als Aussaatsubstrat guten Hochmoortorf mit Blähschiefer 1:1 gemischt. Als Gefäße haben sich Polystyrolschalen, die wir in verschiedenen Größen auch als Zubehör anbieten, gut bewährt. Für kleine Aussaatmengen (z.B. Samenportionen) sind quadratische 6er Töpfe auch gut geeignet. Wir füllen das Substrat nur locker in die Gefäße und streichen es mit einen Brettchen über den Schalenrand glatt. Unmittelbar vor der Aussaat wird der Samen in der Tüte mit einer Messerspitze Trockenbeizmittel (Aatiram) versetzt und geschüttelt, bis alle Samenkörner mit Beizmittel umhüllt sind. Dann werden die Samen gleichmäßig über das gesamte Saatbett verteilt. Große Samen drücken wir erst nach der Aussaat mit einem Brettchen an. Bei feinen Samen wird das Substrat vor der Aussaat gleichmäßig angedrückt, ansonsten verschwinden die Körner ungleichmäßig tief. Nach der Aussaat werden Schalen oder Töpfe dünn aber gleichmäßig mit Quarzsand abgedeckt – als Faustregel nimmt der Gärtner eine Samenkorn starke Abdeckung an. Der Quarzsand lässt das für die Keimung erforderlich Licht durchtreten und wirkt als Verdunstungsschutz. Die Kiesschicht trocknet schnell ab, infolgedessen können sich auf der Oberfläche keine Algen mehr ansiedeln. Auch dem Pilzbefall wird dadurch vorgebeugt. Unsere Aussaatgefäße werden nicht angegossen, dadurch würde das Beizmittel abgespült. Wir stellen alle Gefäße so lange in eine große, Wasser gefüllte Schale, bis sie sich bis oben voll gesaugt haben. Das kann man am Verfärben des Quarzsandes gut verfolgen. Die Aufstellung erfolgt an einem warmen hellen Platz. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit der Vliesabdeckung gemacht. Unter dem Vlies bildet sich ein günstiges Kleinklima, gerade richtig für die Entwicklung der kleinen Sämlinge.
Die optimale Keimtemperatur liegt für die meisten Kakteen zwischen 18° und 28°C, eine nächtliche Abkühlung ist durchaus wünschenswert. Am schnellsten keimen die Astrophyten, die schon nach drei bis fünf Tagen die Samenschale gesprengt haben, nach acht bis vierzehn Tagen ist mit den meisten Kakteenarten zu rechnen. Ausgesprochene Bummler sind alle hartschaligen Arten, besonders die Opuntien.
In den ersten Tagen und Wochen, bis die Keimlinge wenigstens die Größe eines Stecknadelkopfes haben, darf die Saatfläche nie austrocknen. Später kann man davon ausgehen, daß die Wurzel bereits in tiefere Bodenschichten eingedrungen ist und der Pflanzenkörper ausreichend Wasser gespeichert hat. Nun wird ein oberflächliches Abtrocknen den jungen Pflänzchen nicht schaden, wirkt aber der Veralgung und dem Pilzbefall entgegen.
Bei der Aussaat muß man beachten, daß nie alle Samen gleichzeitig keimen. Eine „überlebensstrategie“ der Wildpflanzen ist es, keimhemmende Stoffe in unterschiedlicher Konzentration in die Samen einzulagern. Erst nach deren Abbau, erfolgt die Keimung, also mehr oder weniger lange verzögert – im Extremfall kann dies sogar mehrere Jahre dauern – also eine „erfolglose“ Aussaat nicht vorschnell wegwerfen. Je weiter die Sämlinge herangewachsen sind, desto größer können die Abstände zwischen den Wassergaben werden, schließlich haben wir es ja mit sukkulenten, also Wasser speichernden Pflanzen zu tun. Veralgungen oder Befall durch Schadpilze sind in aller Regel die Folge von zu hoher Luft- und Bodenfeuchtigkeit oder fehlender Luftbewegung. Lassen Sie Ihre Sämlinge lieber etwas langsamer, aber gesund und abgehärtet wachsen und sie werden immer Freude an ihnen haben!
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